Fachgruppe für Frauen - Rückblick von Angelika Moser

Rückblick auf 16 Jahre als Leiterin der Fachgruppe Frauen

Am 23. Juni 2001 wurde ich als Nachfolgerin von Gisela Schwarz zur Leiterin der Fachgruppe Frauen gewählt. Der damalige stellvertretende Vorsitzende des BSVOBW, Hartmut Dorow, überbrachte die Glückwünsche des Verbandes. Agnes Bastian, Stuttgart, und Margit Beck aus Ravensburg gehörten bereits damals schon dem Arbeitskreis unter Gisela Schwarz an und wurden auch in den neuen Arbeitskreis gewählt. Neu hinzugekommen waren: Hella Schmitt aus Biberach a.d. Riss, Regine Sigl aus Lauffen, Gertrud Vaas aus Ulm und Manuela Grau aus Nürtingen, die sich allerdings bald wieder aus dem Arbeitskreis abmeldete.

Schon in den Jahren davor fanden im Rudolf-Kraemer-Haus in Bad Liebenzell Wochenendveranstaltungen des Badischen Blinden- und Sehbehindertenvereins statt. Der Besuch beim Modehaus Klingel in Pforzheim war fester Bestandteil dieser Veranstaltungen. Nachdem auch in den Blinden- und Sehbehindertenvereinen in Baden und Südbaden neue Leiterinnen in den Frauengruppen gewählt wurden fasste man schnell den Entschluss, gemeinsame Veranstaltungen durchzuführen.

Die erste gemeinsame Veranstaltung der drei Landesverbände unter meiner Leitung fand vom 09.-11. November 2001 im Rudolf-Kraemer-Haus in Bad Liebenzell statt. Thema war: meditatives Tanzen und Gesunde Ernährung.

Seither findet jedes Jahr im März das landesweite Frauenwochenende statt. Im Herbst gibt es ein Wochenendseminar für die Mitglieder der Frauengruppe unseres Verbandes.

Der erste Ausflug nach meiner Wahl führte uns 2002 ins Brotmuseum nach Ulm. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebten im Brotmuseum eine interessante Führung. Die beiden Museumsführerinnen hatten keine Mühen gescheut und waren bei Regenwetter schon früh morgens auf den Acker gefahren um Ähren zu holen, um so die verschiedenen Getreidesorten besser erklären zu können. Dank zweier Modelle aus Knet wissen jetzt alle den Unterschied zwischen einer württembergischen und einer bayerischen Brezel. Der Hausmeister des Museums hatte eigens für die blinden und sehbehinderten Besucher zwei Kerbhölzer geschnitzt um an den Modellen zu zeigen was es heißt wenn man „etwas auf dem Kerbholz hat“.

Nachdem nur noch wenig Interesse an einem Familienwochenend bestand, da die Kinder zwischenzeitlich herangewachsen waren, wurde für Februar 2002 ein Partnerschaftswochenende ausgeschrieben. Hauptthema war die psychologische Aufarbeitung der Probleme blinder bzw. sehbehinderter Menschen und deren Partner bzw. Partnerin.

Nach einem Gespräch zwischen Frau Blessing-Glenk, Herrn Specht und der damaligen Ministerialrätin Frau Huk van Lieven wurde ein Antrag an das Sozialministerium für ein Modellprojekt unter dem Namen „ Hauswirtschaftlicher Grundkurs für Neuerblindete“ gestellt. Dieser wurde Mitte 2002 mit einer Summe von 30.000 € bewilligt.
Von August bis Dezember fanden 7 Kurse statt, Die Zeit drängte, denn das Geld, welches bis zum 31.12.2002 nicht ausgegeben war, musste zurück bezahlt werden. 
Ein besonderes Highlight war im Juli 2002 die Führung beim SWR und die Teilnahme an der Landesschau. Das Interesse an dieser Führung war so groß, dass im Juni 2003 ein weiterer Termin wahrgenommen wurde.

Im Jahr 2003 bekam die Frauengruppe Nachwuchs und zwar in Form eines Treffs für jüngere Frauen. Bereits beim 1. Treffen am 11. Januar 2003 beschlossen die Frauen, dass auch Männer teilnehmen sollten und so entstand eine gemischte Gruppe für unter 45-jährige – die spätere U 45. Die Leitung hatte Regine Sigl. Im selben Jahr besuchten die Mitglieder der Frauengruppe erstmals eine Modenschau bei der Firma AMH (Aktuelle Mode vom Hersteller) in Stuttgart-Heumaden. Hier wurden die Verkäuferinnen als Model auf den „Laufsteg“ geschickt und so gab es nicht nur Kleidung in Größe 36/38 sondern auch in großen Größen.

Beim landesweiten Frauenwochenende gab es im März 2004 eine Premiere in Form eines Candle-Light-Dinners. Die damalige Leiterin, Petra Schnierle, hatte sich mit ihrem Team große Mühe bei der Ausschmückung des Speisesaales und der Tische gemacht und so wurde der Abend bei gutem Essen und edlen Tropfen ein voller Erfolg. Für die sehbehinderten Teilnehmerinnen war das Essen im Dunkeln eine echte Herausforderung – aber es sind alle satt geworden.

In Erinnerung bleibt auch der Ausflug nach Schwaigern. Bei der Ankunft am Schwaigerner Bahnhof wurden die Teilnehmerinnen mit Secco und Butterbrezeln empfangen, ehe es zur Stadtführung ging. Diese endete an der evangelischen Stadtkirche mit der Besichtigung des Barbara-Altars von Jörg Rathgeb. Nach dem Mittagessen und einem Verdauungsspaziergang fand eine 7-stöckige Weinprobe statt. Die Busfahrt zurück nach Stuttgart gestaltete sich sehr unterhaltsam.

Ein bundesweites Frauenseminar unter Leitung von Helga Neumann, Frauenreferentin im DBSV, fand im Oktober 2004 ebenfalls im RKH in Bad Liebenzell statt.

Neben einem Bericht über eine Pilgerwanderung mit einem Esel auf dem Jakobsweg erhielten die Teilnehmerinnen beim landesweiten Frauentreffen 2005 eine Einführung in Bauchtanz. Das Interesse daran war so groß, dass die Gruppe geteilt werden musste.

Im Juni 2005 fanden wieder Wahlen in der Frauengruppe statt. Die Leiterin sowie die Mitarbeiterinnen im Arbeitskreis wurden wiedergewählt. Für Manuela Grau, die sich bereits nach kurzer Zeit abgemeldet hatte, kam Erna Köngeter in den Arbeitskreis.

Nachdem Herr Find, Präsident der Karnevalsgesellschaft “ Stuttgarter Zigeunerinsel“ beim Stammtisch im November 2005 über das bunte Treiben und die aufwändige Arbeit in seinem Verein berichtet hatt, wurden die Mitglieder der Frauengruppe im Februar 2006 zur großen Prunk- und Fremdensitzung in die Stuttgarter liederhalle eingeladen. Die Teilnehmerzahl war groß, erhielten wir doch die Eintrittskarten als Spende.

Im Anschluss an das landesweite Frauenwochenende im Frühjahr 2006 gab es nach längerer Pause wieder eine Kochwoche für blinde und sehbehinderte Menschen.

Auf 40 Jahre Frauengruppe konnten wir 2006 zurückblicken. Bereits im Jahr 1966 gründete Frau Reinwald eine Frauengruppe beim BSVOBW. Zuerst noch in Stuttgart-Rohr trafen sie sich bei Wochenendseminaren zu Hauswirtschaft und Nähen. Auf Frau Reinwald folgten Frau Elfriede Gaupp und Frau Gisela Schwarz, die jeweils 12 Jahre die Frauengruppe leiteten. Bei einer Veranstaltung im Hotel Wartburg unterhielten uns – unter anderem - die „Küchenliederleute“ aus Ravensburg. Zur allgemeinen Begeisterung trugen sie zu den Liedern die passende Kleidung und stellten die Lieder- Inhalte auch bildlich dar.

Im Jahr 2008 schloss das Rudolf-Kraemer-Haus seine Pforten und wir mussten auf unsere Wochenendveranstaltungen verzichten.
Die turnusgemäßen Wahlen im Juni 2009 brachten folgende Ergebnisse: Leitung Angelika Moser; Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises: Regine Sigl, Agnes Bastian, Gertrud Vaas, Erna Köngeter und neu Elke Kalmbach. Hella Schmitt war zwischenzeitlich nach Mainz verzogen.

Dank dem Engagement von Andrea Berghammer fanden wir mit Galeria Kaufhof 2009 ein Modehaus, das uns blinden und sehbehinderten Damen wieder eine Modenschau angeboten hat. Nach Informationen über aktuelle Mode, Trends und Farben sowie passende Accessoires, erklärt das Verkaufspersonal einzelne Kombinationen, die an Schaufensterpuppen dann auch angeschaut oder auch ertastet werden können. Nach dem Einkauf bleibt bei Kaffee und Kuchen noch Zeit für eine nette Unterhaltung. Diese Veranstaltung ist zwischenzeitlich fester Bestandteil des Jahresprogrammes.

Mit dem Tagungszentrum in Herrenberg-Gültstein fanden wir 2010 eine neue Bleibe. Um uns über die dortigen Gegebenheiten zu informieren, verbrachten Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises und ich ein Wochenende in diesem Haus. Dank eines Leitsystems mit Rillenplatten, eines sprechenden Aufzugs, Punktschrift an den Geländern sowie kontrastreicher Farbgebung und aufwendiger Beleuchtungstechnik wurde hier ein großes Stück Barrierefreiheit geschaffen. Das Haus verfügt über ein kleines Hallenbad und so können wir seither bei unseren Veranstaltungen auch Wassergymnastik anbieten, die sich großer Beliebtheit erfreut.

Bei der ersten Veranstaltung in Gültstein stellte Frau Dr. Eller, Leiterin des Schlaflabors der Klinik Schillerhöhe in Stuttgart, kurz ihre Arbeit vor. Sie hielt einen aufschlussreichen Vortrag über die einzelnen Phasen des menschlichen Schlafes und ging dann auch auf mögliche Ursachen von Ein- oder Durchschlafstörungen bei blinden und sehbehinderten Menschen ein.

Anfang 2011 endete die Ära der Rundschreiben auf Kassetten. Es wurden als neues Medium CDs eingeführt.

Waren die Ausflüge in Baden-Württemberg relativ einfach zu organisieren – so war Berlin 2012 mit 38 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine große Herausforderung.
Anlässlich einer privaten Reise nach Berlin im April 2012 machten wir uns auf die Suche nach Lokalitäten für eine Gruppe dieser Größe und mussten gleichzeitig feststellen, dass das von uns zuerst gebuchte Hotel nicht unseren Bedürfnissen entsprach, was etliche schlaflose Nächte mit sich brachte, ehe ein neues Hotel gefunden war.

Zu einer Betriebsbesichtigung fuhren wir zur Fa.Hügler nach Cleebronn im Kr.Heilbronn. Hier informierten wir uns über die neuen LED-Leuchten.

Dank einer großzügigen Spende des Zonta-Clubs in Ulm waren wir im November 2012 in der Lage, im Aura-Hotel in Saulgrub einen Hauswirtschaftskurs für Neuerblindete anbieten zu können. Mit Christine Kraemer aus Hurlach bei Landsberg/Lech haben wir eine erfahrene Hauswirtschafts-meisterin gefunden und auch Marliese Schiffler, die bereits im RKH bei den Kursen mitgeholfen hat, ist immer noch dabei. In Saulgrub gibt es eine Lehrküche mit 4 komplett eingerichteten Küchenzeilen und einem kleinen Essraum.

Im Jahre 2012 wurde das Rudolf-Kraemer-Haus in Bad Liebenzell an einen kroatischen Grafen verkauft. Dieser eröffnete das Haus, nach einer umfangreichen Sanierung, im Jahre 2013 als Hotel „Haus des Grafen“. Im Januar 2014 erlebten wir dort entspannende Wellnesstage mit Saunen, Whirlpool und Fitnessraum. Leider konnten wir diese Einrichtung nur einmal genießen, da sie bereits ein Jahr später wegen Insolvenz wieder geschlossen wurde. Heute ist das Haus eine Unterkunft für Flüchtlinge und im Besitz des Landkreises Calw.

Eine neue Art der Gymnastik konnten die Teilnehmerinnen am Frauenwochenende im Herbst 2014 kennenlernen: POI
POI will Beweglichkeit und Koordination verbessern, Fitness und Kreislauf trainieren, Hirnhälften besser verknüpfen, Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit steigern. Das Interesse war groß und so starteten wir im Januar 2015 mit einer POI-Gruppe im Jugendhaus Stadtmitte. Vom Montagslädle in Lauffen erhielten wir dazu eine Spende in Höhe von 1.000,00 €.

Beim landesweiten Frauenwochenende im Frühjahr 2015 stieß das Thema „Sucht“ auf sehr großes Interesse. Es gibt neben der Alkoholsucht noch viele verschiedene Formen der Sucht: Spielsucht, Kaufsucht. Auch Internet und Smartphone können süchtig machen. 

Am 22. April 2016 fand in der Galeria Kaufhof in Stuttgart ein kleines Jubiläum statt. Bereits zum 10. Mal waren die Mitglieder der Frauengruppe zu einer Modenschau eingeladen. Wie in jedem Jahr wurden wir mit Sekt begrüßt und erfuhren Wissenswertes über die aktuelle Mode, Farben und Stoffe.

„In Bewegung bleiben“ lautete das Motto des 3-tägigen Louis-Braille-Festivals, das vom 01.-03. Juli 2016 vom Deutschen Blinden-und Sehbehindertenverband (DBSV) zusammen mit der Blindenstudienanstalt Marburg ausgerichtet wurde. Mit über 3 500 blinden und sehbehinderten Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist es das größte Event seiner Art in Europa, darunter auch Mitglieder aus Bezirks- und Fachgruppen des Blinden-und Sehbehindertenverbandes Württemberg.

Etliche Mitglieder der Frauengruppe reisten so am 1. Juli nach Marburg, um an diesem Fest teilzunehmen. Am 2. Juli stand der der Auftritt der POI-Gruppe auf dem Programm. Leider verlor sich die Vorführung durch die Vielzahl der Aktionen und dem nicht gerade schönen Wetter.

Das 50-jährige Bestehen unserer Gruppe wurde 2016 mit einem Ausflug nach Baden-Baden verbunden. Ein Besuch im dortigen Casino beeindruckte uns ob der Eleganz. Leider durften wir weder Roulette noch an einem der Automaten spielen, da der Spielbetrieb erst nachmittags beginnt.

Sich selbst verteidigen – auch mit dem Blindenlangstock war das Motto beim Herbstwochenende 2016. Mit Herrn Welte vom Vfl Herrenberg, Abteilung Kampfsport, hatten wir einen echten Experten. Er war von uns so begeistert, dass er später in einer E-Mail seine Begeisterung über unser aktives mitmachen zum Ausdruck brachte.

Noch in bester Erinnerung ist uns das vergangene landesweite Frauenwochenende im März diesen Jahres. Frau Claudia Immenschuh verstand es ausgezeichnet uns den "starken Auftritt für die Füße" zu verdeutlichen. Mit unterschiedlichsten Materialien hatte sie im Untergeschoss des Tagungszentrums einen Barfußpfad gelegt. Waren einige Materialien mit den Füßen leicht zu ertasten, schien es bei anderen fast unmöglich herauszufinden auf was man gerade stand. Zehengymnastik war erforderlich um verschiedene Gegenstände wie Legosteine, Murmeln. Stifte, Wäscheklammern oder Teelöffel in eine Kiste zu befördern.

Jeden 3. Mittwoch im Monat treffen sich Mitglieder und Freunde der Frauengruppe zu Vorträgen und Unterhaltung im Hotel Wartburg in Stuttgart. Im Laufe der vergangenen 16 Jahre fanden ca. 170 Treffen statt. Die Referentinnen und Referenten werden von den Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises organisiert oder auch von den Teilnehmerinnen eingeladen. Ernährungsthemen, Gesundheit, Lesungen, Gedächtnistraining , Reiseberichte, Vorstellung neuer Hilfsmittel wie z.B. Pen Friend, Einkaufsfuchs und Vorlesesysteme oder der Vortrag von Pfarrerin Weltzien „Wohin mit der Angst“ sowie der Vortrag zum Thema „Schwerhörigkeit“ von Frau Muth ,sind nur einige Themen dieser Nachmittage.

Neben der Organisation der einzelnen Veranstaltungen waren noch die Termine im Verwaltungsrat sowie bei der Delegiertenversammlung wahrzunehmen. 
Alle zwei Jahre veranstaltet der DBSV das Leiterinnentreffen der Frauengruppen, an denen die Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises und ich abwechslungsweise teilnehmen. Dazwischen findet das bundesweite Frauentreffen statt. Bis zum Jahr 2015 wurden diese Treffen von Helga Neumann, der Frauenbeauftragten des DBSV durchgeführt, ehe Margit Giegerich aus Aschaffenburg Ihre Nachfolgerin wurde.

Derzeit sind im Arbeitskreis Agnes Bastian, Margit Beck, Waltraud Bruder, Elke Kalmbach, Regine Sigl und Gertrud Vaas. Regine Sigl ist als meine Stellvertreterin tätig.
An dieser Stelle danke ich den Mitarbeiterinnen im Arbeitskreis für ihre Hilfe und Unterstützung. Diese war vor allem in den vergangenen 4 Jahren durch die gleichzeitige Arbeit als Vorsitzende des BSVW notwendig.

Angelika Moser