Blinden- und sehbehindertengerechte Führung in der Grabkapelle auf dem Württemberg

Am Samstag den 08.10.2022 machten sich 19 Interessierte, überwiegend Mitglieder der Bezirksgruppe Stuttgart des BSVW, durch das wasenbedingt große Menschenaufkommen, auf den Weg zu einer blinden- und sehbehinder-tengerechten Führung in der Grabkapelle auf dem Württemberg. Die Grabkapelle auf dem Gipfel des Württembergs wird auch als Denkmal ewiger Liebe bezeichnet, da König Wilhelm I. mit diesem Bau seiner Frau Katharina den Wunsch erfüllte, auf dem Württemberg ihre letzte Ruhe zu finden. Die Grabkapelle ist das wohl romantischste Bauwerk in Stuttgart. Einheimische nennen sie auch liebevoll das „Schwäbische Taj Mahal“. Der Württemberg gehört zum Stuttgarter Stadtteil Rotenberg und wurde erst 1907 von Rotenberg in Württemberg umbenannt. Vom Württemberg aus bietet sich ein malerischer Blick über das Neckartal. In diesem Mausoleum sind neben Katharina Pawlowna (1788–1819) auch König Wilhelm I. von Württemberg (1781–1864), und die gemeinsame Tochter Marie Friederike Charlotte von Württem-berg (1816–1887) bestattet. Der Bau entstand in den Jahren 1820 bis 1824 nach einem Entwurf des Hofbaumeisters Giovanni Salucci, nachdem man zu-vor die zur Ruine verfallene Burg Württemberg, die Stammburg des Hauses Württemberg, abgetragen hatte. Salucci ließ sich bei seinem Entwurf von Vorbildern wie dem Pantheon in Rom sowie Andrea Palladios berühmter Villa Rotonda, gebaut Ende des 16. Jahrhunderts in Vicenza, inspirieren. Die Grabkapelle ist ein freistehender Rundbau mit drei von Säulen getragenen Vorhallen und vier vorgelagerten Freitreppen.

Nach einem Mittagessen in der Weinstube Löwen in Uhlbach und einem Probiererle des Weins vom Fass, machten wir uns auf zum kurzen, aber steilen Aufstieg auf den Württemberg. Zu der Anlage der Grabkapelle gehört auch das Priesterhaus, wie auch das Psalmenhaus, wo wir von Frau Wagner-Douglas empfangen wurden. Vor der Führung konnten wir zunächst anhand des großen Modells, aber auch anhand eines fühlbaren Grundrisses, einen Eindruck vom Bauwerk erhalten. Auch die russische Großfürstin Katharina, die den Württemberger in zweiter Ehe geheiratet hatte, konnte als kleine Büste erfühlt werden. Die Nachbildung einer Brosche, welche Katharina von ihrem Bruder, dem Zaren von Russland, zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte, konnte von uns ebenfalls ertastet werden. Bis heute bestehen noch einige vom Herrscherpaar begründete Projekte. So war der Wasen zunächst entstanden, um die Landwirtschaft voranzubringen, wovon auch heute noch die entsprechende Ausstellung zeugt. Ebenso kommt der Name des Katharinenhospitals aus dieser Zeit sowie vieles mehr. In der Grabkapelle angelangt, standen wir zunächst auf einem reichlich verzierten Gitter oberhalb der Krypta, durch welches die Särge ehemals in die Tiefe gelangten. Die Grabkapelle ist ein russisch-orthodoxes Gotteshaus mit einer faszinierenden Akustik. Über eine recht steile, gewundene Treppe gelangten wir in die Krypta, wo wir diese faszinierende Akustik mit russischen liturgischen Gesängen erleben konnten. Manch einen, wie auch mich selbst, überlief dabei eine Gänsehaut. Ehrfürchtig lauschten wir den Gesängen, die im russisch-orthodoxen Glauben, die Seelen der Verstorbenen begleiten.
Abschließend dankte ich Frau Wagner-Douglas für diese sehr informative und gut vorbereitete Führung, die ich nur empfehlen kann. Ein herzlicher Dank gilt auch den ehrenamtlichen Begleitpersonen, die uns diesen schönen Tag er-möglicht haben.

Hier noch die Kontaktdaten, falls jemand auch Lust auf eine Führung bekommen hat:
Katrin Wagner-Douglas
Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
Grabkapelle auf dem Württemberg
Württembergstr. 340
70327 Stuttgart
Telefon +49(0)711/337149
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www.schloesser-und-gaerten.de

Verfasst von Bianka Haacker, am 10.10.2022