Augenerkrankungen
Gleich zu Beginn möchten wir Sie auf die Möglichkeit hinweisen, am Monitor die fünf häufigsten Sehbehinderungen zu simulieren. Der Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin bietet auf seiner Internetseite diesen Service: www.absv.de/sehbehinderungs-simulator
1. Definition
Menschen orientieren sich vorwiegend mit den Augen. Insgesamt 80% aller Informationen, die wir verarbeiten, sind visuelle Daten. Doch was ist, wenn diese Informationsquelle abnimmt oder ganz versagt. Menschen die unter einer Sehbehinderung leiden können noch technische Hilfen, wie Lupen, kleine Fernrohre, spezielle Brillen (Kontrastverstärkung) oder eine Kombination aus mehreren Techniken, eine so genannte Fernrohrbrille, in Anspruch nehmen. Meist klammern sich Betroffene an ihr letztes Sehvermögen, bevor sie sich ganz auf ihre anderen Sinne umstellen müssen. Blinde hingegen nehmen nur noch durch akustische und haptische Reize ihre Umwelt wahr. Aus diesem Grund werden diese Sinne bei Blinden stark geschärft, um das Informationsdefizit auszugleichen.
Als sehbehindert gilt, wer trotz Korrektur (z.B. durch eine Brille), normale Sehfunktionswerte nicht erreicht und dessen Sehschärfe in der Ferne und / oder in der Nähe auf 1/3 (30%) bis 1/20 (5%) der Norm (100%) herabgesetzt ist. Das heißt, dass ein Sehbehinderter mit 1/20 Sehkraft aus 1m Entfernung das erkennen kann, was ein Normalsichtiger aus 20m Entfernung sieht. Ebenso können Gesichtsfeldausfälle von entsprechendem Schweregrad eine Sehbehinderung begründen.
Als hochgradig sehbehindert gilt, wer eine Herabsetzung auf 1/20 (5%) bis 1/50 (2%) der Norm (100%) aufweist. Diese Werte können mit einer Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr verbessert werden. In Deutschland leben etwa 155.000 blinde und ca. eine halbe Million hochgradig sehbehinderte Menschen.
- Geringgradige Sehbehinderung: Sehschärfe von 30% bis 10%
- Wesentliche Sehbehinderung: Sehschärfe von 10% bis 5%
- Hochgradige Sehbehinderung: Sehschärfe von 5% bis 2%
- Blind: Sehschärfe unter 2%
2. Augenerkrankungen
Grauer Star
Beim Grauen Star (Katarakt) trübt sich vor allem in den späteren Lebensjahren die Linse des Auges. Der Eindruck eines verschwommenen Bildes entsteht. Heute gibt es die Möglichkeit, mittels eines kleinen operativen Eingriffs die getrübte Linse durch eine Kunststofflinse auszutauschen, wodurch in den meisten Fällen die Sehkraft wieder hergestellt werden kann. Falls eine Operation nicht in Frage kommt, werden vergrößernde Sehhilfen, wie Lupen, Bildschirmlesegeräte o.ä. eingesetzt.
Makula Degeneration
Eine der weltweit häufigsten Sehbehinderungen ist die altersbedingte Makula-Degeneration (AMD), welche in zwei Formen auftreten kann: der trockenen und der feuchten Makula-Degeneration. Bei dieser Erkrankung werden die Nervenzellen im Bereich des schärfsten Sehens (des gelben Flecks) zerstört. Wenn aus geraden Linien krumme Linien werden, sich Nachtblindheit einstellt oder sich Flecken in der Mitte des Gesichtsfeldes bilden, sind dies erste Anzeichen für eine Makula-Degeneration. Betroffene klagen meist darüber, dass gerade da, wo man hinschaut, nichts zu erkennen ist.
Bei der trockenen Makula-Degeneration nimmt die Sehschärfe langsam, aber stetig ab. Um die Folgen der Krankheit zumindest teilweise auszugleichen, kommen vergrößernde Sehhilfen wie Lupen, Bildschirmlesegeräte o.ä. zum Einsatz.
Die feuchte Makula-Degeneration verläuft wesentlich schneller als die trockene Makula-Degeneration. Durch eine Laserbehandlung und in jüngster Zeit die Photodynamische Therapie (PDT) kann der Verlauf dieser Erkrankung zeitweise etwas aufgehalten werden. Bei dieser Heilmethode wird ein Medikament, welches durch die Blutbahn bis in die Gefäße der Netzhaut gelangt, durch einen energiearmen Laser aktiviert. Dadurch wird die Ausbreitung von Blut und Flüssigkeit in die Netzhaut verhindert, was die Hauptursache der Erkrankung ist.
Grüner Star
Unter dem Begriff Grüner Star (Glaukom) werden verschiedene Augenkrankheiten zusammengefasst, die mit einer Augeninnendruckerhöhung einhergehen. Durch dieses Ansteigen des Innendruckes kommt es zur irreparablen Schädigung des Sehnervs, was sich durch Gesichtsfeldausfälle bemerkbar macht. Deshalb wird eine regelmäßige Untersuchung des Augeninnendrucks empfohlen.
Diabetes Mellitus
Mit dem starken Ansteigen der Wohlstandskrankheit Diabetes Mellitus kommt es zwangsläufig vermehrt zum Auftreten von Augenschädigungen. Ein häufiges Symptom sind Gesichtsfeldausfälle. Bei dauernd erhöhten Blutzuckerwerten können sich in den empfindlichen Gefäßwänden des Auges Fett- und Eiweißstoffe anlagern. Die Gefäßwände können dadurch brüchig werden und platzen. Eine Behandlung dieser Sehschädigung ist durch Laser- und Kältetherapie nur bedingt möglich. Deshalb genießen vorbeugende Maßnahmen hier höchste Priorität: optimale Einstellung des Blutzuckerwertes, Blutdruckwerte von 85/130 mm/Hg und nicht rauchen.
Retinopathia Pigmentosa
Bei der Retinopathia Pigmentosa, die umgangssprachlich meist als Retinitis Pigmentosa bezeichnet wird, handelt es sich um eine Gruppe erblich bedingter Netzhauterkrankungen. Erste Anzeichen sind in jungen Jahren vor allem oft: Nachtblindheit, d.h. ein Sehverlust bereits in der Dämmerung, Schwierigkeiten bei der Hell-Dunkel-Anpassung und umgekehrt sowie Blendempfindlichkeit. Im fortgeschrittenen Stadium wird das Sehfeld meist auf einen kleinen Sehbereich eingeschränkt. Dies hat zur Folge, dass man nur noch wie durch eine Röhre oder einen Tunnel sehen kann. Eine Heilung liegt zukünftig in der Entwicklung von Netzhaut-Implantaten (Retina-Implant).
Retinopathia Praematurorum
Mit Retinopathia Praematurorum (RPM) wird ein Formenkreis von Netzhautveränderungen beschrieben, der als Folge einer Frühgeburt beziehungsweise meist durch die künstliche Beatmung auftreten kann. Oft ist der Sehnerv nur zum Teil ausgebildet und der gelbe Fleck, die schärfste Stelle des Sehens, vernarbt oder verzogen. Dies hat mehr oder weniger umfangreiche Auswirkungen auf das Sehen.
Retrolentale Fibroplasie
Bei der Retrolentalen Fibroplasie (RLF) kommt zu dem Krankheitsbild der Retinopathia Praematurorum (RPM) zusätzlich zu Sehnerv- und Netzhautschäden noch eine Trübungen im Bereich des Glaskörpers hinzu. Kinder mit RLF sind meistens hochgradig sehbehindert oder blind.
Augenzittern
Unter Augenzittern (Nystagmus) versteht man mehr oder weniger auffällige, unwillkürliche Augenbewegungen. Augenflimmern tritt häufig bei Menschen auf, die schon als Säugling an schwerwiegenden Augenerkrankungen wie Albinismus, Trübungen, Netzhaut- oder Sehnervausfälle, leiden. Der Mensch erlernt in den ersten Lebenswochen die Fixation (die schnelle Einstellung der Augen auf Fern und Nah, Hell und Dunkel). Wenn das Gehirn trotz dieser Steuerung kein gutes Bild von der Umgebung gemeldet bekommt, sucht es fortlaufend weiter und manchmal vergebens. Diese Suchbewegungen automatisieren sich und können im Kleinkindalter oft mit erschreckender Geschwindigkeit erfolgen. Mit zunehmendem Alter können sich die Pendelbewegungen reduzieren. Ganz verschwinden werden sie jedoch selten.
Das Augenzittern wirkt sich besonders negativ auf das Lesen aus, weil die Augen die "kleinen" Buchstaben nicht ausreichend lange fixieren können, um diese zu erkennen. Die Buchstaben "tanzen" regelrecht vor den Augen.
Abhilfe kann oft nur eine Vergrößerung des Textes bringen. Nicht selten drehen die Betroffenen beim Lesen den Kopf auffällig zur Seite. Dies ist dann der Fall, wenn das Augenzittern aus einem bestimmten Blickwinkel geringer wird und die Kinder intuitiv bemerkt haben, dass sie dann besser lesen können.
Sehnervschädigung
Von einer Sehnervschädigung (Opticusatrophie) spricht man, wenn der Sehnerv (Nervus opticus) nicht optimal ausgebildet oder zum Beispiel durch Entzündungen, erhöhten Augen- oder Gehirndruck geschädigt wurde. Der Grad der Sehbehinderung kann bei diesem Leiden variieren.
Netzhautablösung
Für eine Netzhautablösung gibt es recht unterschiedliche Ursachen. Die Betroffenen nehmen eine Netzhautablösung oft als "Lichtblitze" wahr. Später kommt es dann vermehrt zu Gesichtsfeldausfällen. Eine Netzhautablösung muss möglichst schnell durch eine Operation wieder angelegt werden.
Albinismus
Von Albinismus betroffene Menschen zeichnen sich durch unpigmentierte, hellfarbene Haut, helle bis weißliche Haare und meist graublaue Augen mit einer hellen Iris aus. Damit verbunden sind meist auch ein stark herabgesetztes Sehvermögen und eine hohe Blendempfindlichkeit.
Farbenblindheit
Bei der totalen Farbenblindheit (Achromatopsie) fehlt, wie der Name schon sagt, jegliche Farbwahrnehmung. Da die Betroffenen nur mit den Stäbchen-Zellen (Helligkeitswahrnehmung) der Netzhaut sehen können leiden sie unter extremer Blendempfindlichkeit. Diese Augenkrankheit geht mit einem sehr stark geminderten Sehvermögen einher.
Betroffene der partiellen Farbenblindheit können teilweise Farben wahrnehmen. Durch das Fehlen bestimmter Farbwahrnehmungsbereiche treten jedoch Verwechslungen der Farben auf. In Deutschland leiden rund 8% der Männer und 0,4% der Frauen unter der partiellen Farbenblindheit.
Bei der Rotblindheit (Protanopie) kann Rot nicht wahrgenommen werden. Dadurch werden Rot mit Gelb, Braun mit Grün bzw. jede Farbe miteinander, sowie Violett mit Blau und Dunkelrot mit Schwarz verwechselt.
Wenn Grün durch die Grünblindheit (Deuteranopie) nicht wahrgenommen werden kann, treten die gleichen Symptome wie bei der Rotblindheit auf. Mit Ausnahme der Verwechslung von Dunkelrot mit Schwarz.
Ein Betroffener der Blaublindheit (Tritanopie) verwechselt Rot mit Orange, Blau mit Grün, Grüngelb mit Grau sowie Violett und Hellgelb mit Weiß.
Bei vielen Menschen treten gleich zwei der drei partiellen Farbenblindheiten auf. Betroffene der sog. Rot-/Grün-Farbenblindheit können weder Grün noch Rot wahrnehmen.