Eine gravierende Sehbehinderung oder gar Blindheit kann jeden treffen. Betroffene wollen weitestgehend am „normalen“ Leben teilhaben. Wie das gelingen kann und was sie brauchen, um im Alltag zurechtzukommen, wissen sie selbst am besten. - Deshalb gründete sich im Jahr 1909 der Württembergische Blindenverein e.V. (WBV). Sein Ziel: „Blinde sollen für Blinde tätig sein“. Heute trägt der Verein die Bezeichnung „Blinden- und Sehbehindertenverband Württemberg e.V. (BSVW)“. Er ist eine Selbsthilfeorganisation blinder und sehbehinderter Menschen sowie von Menschen, die von Sehverlust bedroht sind. Er gliedert sich in mehrere Bezirksgruppen. Eine davon ist die Gruppe Ludwigsburg. Sie wird von Herrn Ralf Müller geleitet. Er engagiert sich auch im Vorstand des Landesverbands und ist dessen Beauftragter für Barrierefreiheit, Umwelt und Verkehr.
Wie sieht Herr Müller seine Aufgaben? Was bewegt ihn?
Dazu konnten wir ihn befragen:
Herr Müller, wie viele Mitglieder hat Ihre Bezirksgruppe?
Wir haben derzeit etwa 70 Mitglieder. Durch die Vernetzung mit den weiteren 17 Bezirksgruppen im Landesverband sind wir Teil einer starken Gemeinschaft des Blinden- und Sehbehindertenwesens.
Welchen Hauptaufgaben stellt sich Ihr Verein heute?
Wir wollen die berufliche, gesellschaftliche, kulturelle und soziale Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen fördern. Wir setzen uns für die Errichtung und den Erhalt von Einrichtungen ein, die der Bildung dieser Menschen dienen,
wir unterstützen und beraten blinde und sehbehinderte Menschen und Patienten mit bedrohlichen Augenerkrankungen.
Wie kann man Kontakt zu Ihnen aufnehmen?
Kommen Sie auf uns zu und sprechen uns an: Meine private Telefon-Nr. ist 07142 9153463, Mobil: 0151 47488515. Wir sind auch über E-Mail erreichbar: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Darüber hinaus gibt es die ergänzende Teilhabeberatung „Blickpunkt Auge“. In der barrierefreien Informations- und Beratungsstelle Ludwigsburg können sich Betroffene oder Gefährdete sowie deren Angehörige und Bekannte unverbindlich, kostenfrei und neutral beraten lassen. Ansprechpartner ist Herr Arne Jöns. Kontakt kann aufgenommen werden über die E-Mai-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder telefonisch unter 07141 6962228, Mobil: 0157 92608643. Ganz wichtig: Die Beratungen ersetzen nicht den Besuch beim Augenarzt.
Sie sind auch Beauftragter für Barrierefreiheit, Umwelt und Verkehr. Da gibt es bestimmt viel zu tun. Aber bleiben wir in Bietigheim-Bissingen. Wie zufrieden sind Sie mit den bisherigen Maßnahmen hier? Und was sollte dringend verbessert werden?
Es ist ja schon einiges in Bietigheim-Bissingen passiert, was Barrierefreiheit anbelangt. Aber es gibt trotz all der guten Dinge noch einiges umzusetzen. Z.B. bei den Kreisverkehren. Der Kreis beim Buchzentrum ist eine Herausforde-rung an uns. Man kann schlicht und ergreifend nicht mit dem Blindenlangstock erfassen, wann man auf der Straße steht. Er sollte schnellstmöglich für Blinde umgebaut werden. Auch sind manche Ampeln nicht blindentechnisch ausgerüstet. Wie zum Beispiel die Kreuzung beim DLW in Richtung Bushaltestelle stadteinwärts. Hier fehlt der Taster komplett. Vom Industriepark fahren Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit heran. Auch die Polizei, die oft erst im letzten Moment vor der Kreuzung das Martinshorn einschaltet. Das ist gefährlich, weil hier der Übergang für uns nicht tastbar ist und durch eine Verkehrsinsel das Überqueren erschwert wird. Auch die Situation am Bahnhof ist nicht leicht für uns. Dies soll aber grundlegend geändert werden, wie man aus der Presse erfahren hat. Wir, der BSVW, bringen uns diesbezüglich gerne ein, um die Stadt über unsere Anliegen zu informieren.
Auch der barrierefreie Schriftverkehr sollte umgesetzt werden. Hierbei ist die Geschäftsstelle in Stuttgart gerne behilflich. Es geht darum, dass Scheiben an Blinde und Sehbehinderte in einem für sie nutzbaren Format erstellt werden. Dies kann Großschrift, Brailleschrift, Audio CD oder auch ein barrierefreies PDF sein. Die Gestaltung des Schriftverkehrs ist sogar durch § 9 des Landes-Behindertengleichstellungsgesetzes vorgeschrieben.
Pflegt der Verein auch die zwischenmenschlichen Beziehungen?
Ja, das liegt mir sehr am Herzen. Wir nehmen unsere Beeinträchtigungen ernst, aber wir verharren nicht in Klagen und Jammern, sondern machen das Beste aus der jeweiligen Situation. Wir treffen uns jeden dritten Dienstag im Monat ab 17.30 Uhr im Restaurant Post Cantz in Ludwigsburg. Wir tauschen uns über persönliche Erfahrungen und aktuelle Informationen aus. Dabei geht es gut gelaunt und lustig zu. Außerdem freuen sich unsere Mitglieder über organisierte Ausflüge, Besichtigungen oder besondere Führungen. Gerne geben wir Ihnen einen Einblick in unsere Gruppe. Schauen Sie doch einfach einmal unverbindlich bei unserem Stammtisch vorbei.
Herr Müller, vielen Dank für die Einblicke in Ihre Organisation und in Ihr Engagement dort. Wir wünschen weiterhin gutes Gelingen!

Gerhard Kleine

Ein Artikel aus dem Pavillon-Kurier des "Aktive Senioren Bietigheim-Bissingen e.V." September 2024 Ausgabe 144
www.aktive-senioren.org