Der Sehbehindertentag findet jedes Jahr am 6. Juni statt. Dieses Jahr stand der Sehbehindertentag unter dem Motto „Kontrastreiche Stufenmarkierungen machen Treppen sicherer“. Mit diesem Motto hat der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) ein Anliegen aufgegriffen, das für sehbehinderte Menschen große Bedeutung hat. Eine schlecht oder gar nicht markierte Treppe oder auch einzelne Stufen können Stürze / Unfälle verursachen und verunsichern sehbehinderte Menschen in ihrem Alltag immer wieder aufs Neue.

Am Sehbehindertentag 2016 haben sich über 30 Städte in ganz Deutschland beteiligt. In Stuttgart ist es uns gelungen eine „prominente Treppe“ für die Markierungsaktion zu präsentieren. Es handelt sich um die Treppenanlage vom Schlossplatz zum kleinen Schlossplatz beim Kunstmuseum, sozusagen im Herzen von Stuttgart. Eine Treppenanlage, die fast jeder Stuttgarter kennt und die 2005 neu angelegt wurde. Die Treppenanlage weist einige Gefahrenstellen auf, so sind z.B. nicht überall Handläufe angebracht, zwischen den einzelnen Treppenaufgängen befinden sich sogenannte Sitzstufen und die vorhandene Stufenmarkierung war kaum noch erkennbar und von Anfang an nicht mit genügendem Kontrast zur Treppe ausgeführt.

Im November 2015 haben der damalige Geschäftsführer des BSV Württemberg, Herr Baumgartner, Winfried Specht, Beauftragter für Barrierefreiheit im BSV Württemberg, und ich dem Behindertenbeauftragten der Stadt Stuttgart, Herrn Tattermusch, die Treppenanlage am Schlossplatz für die Markierungsaktion am Sehbehindertentag 2016 vorgeschlagen. Herr Tattermusch hat unseren Vorschlag aufgegriffen und uns bei der Realisierung tatkräftig unterstützt. Er hat Gespräche mit dem Tiefbauamt der Stadt Stuttgart geführt und das Tiefbauamt von der Notwendigkeit einer nachträglichen Verbesserung der Stufenmarkierung überzeugt. Im Februar 2016 gab es einen Vororttermin, bei dem von Seiten der Stadt Stuttgart zugesichert wurde, dass bei jedem Treppenabsatz die oberste und unterste Treppenstufe kontrastreich mit weißer Farbe am Sehbehindertentag markiert werde. Für uns war dies ein erster Erfolg. Nun konnte ich die Stuttgarter Aktion beim DBSV anmelden und die Genehmigung für unseren Infostand am Schlossplatz beim Amt für öffentliche Ordnung beantragen. Im Laufe des Frühjahrs erhielt ich dann über den DBSV kostenlos eine Muster-Pressemitteilung zum Sehbehindertentag 2016 sowie Kontrastbestimmungstafeln und 10 Exemplare der Fachbroschüre „Kontrastreiche Gestaltung öffentlich zugänglicher Gebäude“ sowie einen Leitfaden zur Planung der Aktion. Die Materialien des DBSV fand ich sehr gut und hilfreich. Mittlerweile teilte mir das Büro des Behindertenbeauftragten mit, dass am Sehbehindertentag Frau Sozialbürgermeisterin Fezer ein Grußwort sprechen wird und danach die Markierungsarbeiten an der Treppenanlage durch eine vom Tiefbauamt beauftragte Firma durchgeführt werden. Außerdem hatte der Behindertenbeauftragte Tattermusch auch einen Kontakt zur Stuttgarter Zeitung vermittelt. Frau Lisa Mümmler, Mitglied der BG Stuttgart, war bereit zu einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung und hat über ihren Treppensturz im Zugangsbereich zum Amtsgericht Stuttgart in der Hauffstraße berichtet. Die Muster-Pressemitteilung habe ich mit Ergänzungen für die Stuttgarter Aktion am 23. Mai an die Lokalredaktionen der Zeitungen in Stuttgart und Umgebung sowie an den SWR und an dpa sowie die Stadtratsfraktionen gesandt. Die Spannung steigt: Werden die Medien die Pressemitteilung beachten und über die Aktion berichten?

6. Juni 2016

Wir haben Glück – Das Wichtigste für unsere Aktion -  das Wetter ist super!. Arne Jöns, stellvertretender BG-Leiter, und seine Frau leisten hervorragende Unterstützung beim Infostand. Die Stuttgarter Zeitung hat an diesem Tag einen guten Vorabbericht über unsere Aktion und den Artikel zum Treppensturz von Frau Mümmler veröffentlicht. Oh! Wunder, an den Infostand kommt ein Team des SWR-Fernsehens - Landesschau und weitere Medienvertreter. Gegen 11:30 Uhr kommen an den Infostand bzw. an die Treppenanlage: Der Behindertenbeauftragte der Stadt Stuttgart, Herr Tattermusch, mit zwei Mitarbeiterinnen, zwei Vertreter des Tiefbauamts, die Vorsitzende der GRÜNEN-Stadtratsfraktion sowie Frau Sozialbürgermeisterin Fezer und Mitglieder der BG Stuttgart, die durch ihre Anwesenheit die Aktion unterstützen. Die Arbeiter für die Markierungsarbeiten stehen schon bereit. Um 12:00 Uhr spricht Frau Fezer zu den Anwesenden und betont die Wichtigkeit unserer Aktion. Sie führt aus, es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass Treppenstufen kontrastreich markiert werden, und dass dies eigentlich gar kein Anlass sein sollte, an dem sie als Bürgermeisterin mit ihrer Anwesenheit das „Außergewöhnliche“ betone. Leider ist dies aber immer noch nicht so selbst-verständlich. Danach habe ich kurz über den BSV Württemberg und den Sehbehindertentag informiert. Ebenfalls auf die Notwendigkeit der kontrastreichen Stufenmarkierungen hingewiesen und mich im Namen der BG Stuttgart bei den Vertretern der Stadt Stuttgart bedankt, dass diese Aktion zum Sehbehindertentag durchgeführt wird. Danach haben sofort die Markierungsarbeiten begonnen, die vom SWR-Fernsehen gefilmt wurden. Das SWR Fernsehen Landesschau aktuell hat an diesem Tag dreimal einen klitzekleinen Beitrag über unsere Aktion um 16:00 Uhr, 18:00 Uhr und 19:30 Uhr gesendet. Am 7. Juni kamen Berichte in der Cannstatter Zeitung, in den Stuttgarter Nachrichten und anderen Zeitungen aus der Umgebung – also ein positives Medienecho!

Nochmals ein herzliches Dankeschön an alle Mitglieder der BG Stuttgart, die diese Aktion unterstützt haben. Aktionen sind wichtig, aber noch wichtiger ist die Beharrlichkeit bei der Durchsetzung der Normen zur Ausführung neuer Treppenanlagen.

Maria Seidler, Bezirksgruppenleiterin BG Stuttgart