3-tägige „Tour de Kocher

Endlich war er da, der Tag, an dem die Tour starten sollte. Eine intensive und vielschichtige Planung ging voraus. Wir trafen uns in Heilbronn im Sonnenbrunnen, am Standort der Heilbronner Tandemräder. Die voreingestellten und durchgecheckten Räder wurden mit Gepäcktaschen beladen und diverse Taschen und Pannenkleinteile angebracht. Nach einer kurzen Fahrt zum Hauptbahnhof HN, wurden wir von einem Bahnmitarbeiter um 7:30 Uhr am Gleis 1 erwartet. Er brachte uns über die Gleise zum Bahnsteig 5. Dort stand bereits unser Zug nach Stuttgart. Nachdem die Räder in den Fahrradabteil eingeladen wurden, konnten wir entspannt in der Nähe Platz nehmen.
Nach 45 Minuten traf der Zug in Stuttgart ein. Eine weitere Bahnmitarbeiterin empfing uns bereits, begleitete uns zum nächsten Zug in Richtung Aalen. So war sichergestellt, unter offizieller Aufsicht das Fahrradabteil zu erreichen und die Räder in Ruhe einladen zu können. Einige andere Radwanderer begleiteten uns auf der 50-minütigen Fahrt nach Aalen. Auch in Aalen durften wir unter Aufsicht einer Bahnhofmitarbeiterin über die Gleise den Bahnhofsbereich verlassen. So! Jetzt ging endlich die Fahrt los. Letzte Nachbesserungen waren durchzuführen. Erste Aufgabe war, den Einstieg in den Kocher-Jagst-Radweg in Richtung Oberkochen zu finden.

Das Radwegenetz in diesem Bereich lässt noch zu wünschen übrig. Über Unterkochen fuhren wir nach Oberkochen. Wir fanden sogar nach intensiver Suche, die Stelle, die sich Kocherursprung nennt. Von da an sollte die 200 km lange Fahrt immer kocherabwärts bis zu dessen Mündung in den Neckar gehen. Zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns auf 499,2 Meter über NN.
Nach kurzer Rast, einem Foto und einigen Worten, kehrten wir um und fuhren über Oberkochen, Unterkochen (Vereinigung mit dem „Weißen Kocher“), Aalen, Wasseralfingen und Hüttlingen stets gen Norden.
Nach der Unterführung unter der B29 bei Hüttlingen sollte dann schließlich der weitere Tourverlauf in Richtung Westen folgen. 
Vorbei an Waiblingen, Abtsgmünd, und Wöllstein erhob sich weit oberhalb des Kochertals Hohenstadt mit seinem Schloss der Adelsfamilie „Adelmann von Adelmannsfelden“ und der sich, im architektonischen Einklang mit dem Schloss, daneben toll präsentierenden Wallfahrts- und Schlosskirche. „Hohenstadt liegt rund 500 Meter über dem Meeresspiegel, hoch über dem Kochertal. Ob konditioneller Zuwachs oder einfach der herrliche Ausblick über das Kochertal, von dieser Bergankunft der ersten Kategorie profitierten wirklich alle.

Doch um es kurz zu machen, der Aufenthalt beschränkte sich auf wenige Minuten und Fotos. Nach der rasanten Abfahrt ging es dann wieder weiter auf dem Kocher-Jagst Radweg an Untergröningen, Laufen, Sulzbach und Bröckingen vorbei. Am Spätnachmittag trafen wir mit vielen Eindrücken in Unterrot an unserem Übernachtungsquartier, dem „Kocherbähnle“ ein. Zuerst wurden die Drahtesel eingestallt und versorgt!
Eine kühle Dusche erfreute Leib und Seele. Der restliche Abend verging mit genüsslichem Trinken und Essen, sowie Gespräche über das Erlebte.

Der 2. Tourtag begann mit ausführlichem Frühstück. Nachdem alles Gepäck wieder auf den Tandems verstaut war, setzten wir die Fahrt fort um im nahegelegenen Gaildorf noch 3 Teilnehmer am Bahnhof abzuholen. Diese trafen um 9:45 Uhr dort voller Vorfreude ein. Unsere weitere Fahrt führte uns in die Innenstadt von Gaildorf, der Altstadt sowie dem Schloss, welches uns die Tandempiloten beschrieben. Danach konnte der 2. Tourtag starten.

Dieser stellte sich schon zu Beginn als die Königsetappe der diesjährigen „Tour de Kocher“ heraus. Steile Anstiege, enge Kurven und viel Sonne verlangte von den Tandemfahrern alles ab. Zudem kamen wir zu zwei „Schussabfahrten“, mit denen selbst Abfahrtskönige, wie Samuel Sanchez oder Thomas Voeckler ihre größten Probleme hätten. Also hieß es: „Absteigen und Schieben!“ Kaum waren wir wieder auf unsere Drahtesel aufgesessen, konnten wir bei Rosengarten schon wieder auf unsere Paradedisziplin, nämlich das Klettern am Berg umsteigen.
Im weiteren Verlauf der Strecke passierten wir Schwäbisch Hall mit seiner gemütlichen Innenstadt, die an allen Ecken zu einem Kaffee einlud. Doch weit gefehlt, die reguläre Verpflegungsstation wurde erst beim Eintreffen in das Örtchen Enslingen erreicht, das sich kurz vor der imposanten Kochertalbrücke befand. Als wir gut 178 Meter von der nächstgelegenen Autobahn waren, lag hinter uns eine reichliche Zwischenmahlzeit und vor/über uns die höchste Talbrücke Deutschlands mit einer Gesamtlänge von 1128 Metern. Immer noch mit dem gigantischen Bauwerk vor dem geistigen Auge, aber schon 18,5 km weitergeradelt, trafen vier noch vollbesetzte Tandems und ein Solorad in der Kreisstadt Künzelsau ein.
Von der Tourdirektion kam hier die Anweisung, noch ein letztes Mal Getränke aufzufüllen und sich schließlich auf den letzten 10 km an die Verpflegungssperre zu halten. Um 18:00 Uhr passierten wir das Ortschild „Forchtenberg“, welches das Gasthaus „El Greco“ beherbergt. Wiederum wurden die Räder eingeschlossen und wir freuten uns über eine warme Dusche. Der gemeinsame Abend verging wie im Fluge bei köstlichem Essen und guten Gesprächen.

Der letzte Tourtag begann wiederum mit einem ausgiebigem Frühstück. Ein Spaziergang durch die Altstadt von Forchtenberg, auf den Spuren von Sophie Scholl, den verwinkelten Gassen und romantischen Häusern. Auch unsere Räder waren gut drauf, völlig motiviert und hielten ohne Pannen bis zum Tourende durch. Wir setzten die Fahrt über Ernsbach, Sindringen bis nach Hardthausen fort. In Ohrnberg stoppten wir an einem Schattenplatz und erfuhren von unserem Tourführer Daten und Fakten von Land, Leuten und dem Kocher. Nach der kurzen Rast führte uns der Radweg nach Gochsen und Neuenstadt am Kocher. In der Nähe von Stein am Kocher machten wir erneut Rast und lauschten den Ausführungen über Flora und Fauna. Die Orte Oedheim, Hagenbach und Waldau wurden im Handumdrehen durchfahren, bis uns schließlich in Kochendorf der Eis-Hunger überkam. Wir verabschiedeten den Kocher an dessen Mündung nach 180 km und fuhren über Neckarsulm nach Heilbronn, dem Heimathafen unserer Räder.

Die Gesamtstrecke der Fahrt betrug 207 km und wir ließen gute 345 Höhenmeter vom Kocherursprung aus, hinter uns. Mit vielen Eindrücken, erschöpft, aber glücklich stiegen wir in Böckingen vom Rad. Kein Sturz, keine Radpannen und mit einem sehr positivem Gesamteindruck trat jeder seine Heimfahrt an. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Piloten recht herzlich für ihre ehrenamtliche Tätigkeit bedanken. Nicht nur das Führen der Räder, die ständigen Beschreibungen der Gegend, nein auch für die Begleitung in der Freizeit.

In der Hoffnung, eine ähnliche Tour wiederholen zu können, grüßt
Wolfgang Heiler
Bezirksgruppenleiter

Tandemtour 2011

Tandemtour 2011

Tandemtour 2011