Ein Arbeitsunfall mit einer schweren Augenverletzung im Dezember 2010 war der Anlass das Thema „Auge“ als Motto für den Sicherheitsmonat Mai auszuwählen.
Augenverletzungen sind für den Betroffenen meist sehr schmerzhaft und kaum einzuordnen. Selbst kleine Verletzungen können schlimme Folgen haben. 
Die Idee war, den Mitarbeitern am Standort Heilbronn die Folgen von Augenverletzungen, aber auch die von Augenerkrankungen näher zu bringen. Wir wollten mit diesem Sicherheitsmonat die Mitarbeiter für einen Bereich von Behinderung oder Minderung sensibilisieren, der sich im Alter schleichend einstellen kann, oder nach einem Unfall oder einer Krankheit das Leben total verändert. Die Blindeninstitutstiftung in Kooperation mit dem Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund e.V und dem Bezirksgruppenleiter des Blinden- und Sehbehindertenverband Württemberg e.V. der Bezirksgruppe Kreis Heilbronn, Herr Wolfgang Heiler unterstützte uns bei der Vorbereitung und der Durchführung dieser Aktion.
Mit dem „Erlebnis im Dunkeln“ sollte den Mitarbeitern in Heilbronn eine Möglichkeit geboten werden sich für einige Minuten in die Welt blinder oder sehbehinderter Menschen zu versetzen. 
Die Basis für das „Erlebnis im Dunkeln“ bilden zwei lichtlose Räume, durch die die Besucher ihren Weg in Begleitung eines blinden Führers ertasten, im wahrsten Sinne des Wortes ihre Umwelt begreifen müssen. Mit der Dunkelheit konfrontiert müssen sich die Besucher damit auseinandersetzen was passiert, wenn die visuelle Orientierung plötzlich keine Rolle mehr spielt. Wahrnehmungsmuster verändern sich: Fühlen, Riechen, Schmecken, Hören bekommen einen anderen Stellenwert auf der Tour durch die Dunkelcontainer. 
Der Besucher betritt den Parcours über eine Lichtschleuse, um sich an die absolute Dunkelheit zu gewöhnen, die im Inneren herrscht. Der Parcours ist mit verschiedenen Bodenbelägen wie Flusssteinen, Schaumstoff, Rindenmulch und Eisenrohren ausgelegt. Unterschiedliche Temperaturzonen müssen durchquert werden und tastbare Gegenstände, wie Baumstämme, versperren den Weg. Auch der akustische Sinn wird durch verschiedene Geräusche und Musik angesprochen. Musik kann hier über den Tastsinn erfasst werden. An zwei Vibrationswänden aus Holz und im Boden eingelassenen Bass-Magneten spüren die Besucher die tiefen Töne der Musik. Über eine Lichtschleuse werden die Container dann nach ca. 15 Minuten wieder verlassen - in eine für sehende Menschen barrierefreie Umwelt.

„Ich bin froh wieder sehen zu dürfen!“, so ein junger Mitarbeiter nach dem Verlassen des Dunkelcontainers. Die Resonanz auf die diese Aktion, die vom 12.-19. Mai durchgeführt wurde war enorm. Insgesamt nahmen 474 Mitarbeiter an dem „Erlebnis im Dunkeln“ teil. Alle Arbeitszeiten würden abgedeckt, so dass die Möglichkeit bestand in der Früh-, Spät- und Nachtschicht die Aktion „Auge“ zu besuchen. Durchweg waren die Mitarbeiter von dem Erlebten stark beeindruckt. Von „brutal“ bis „dieser Zustand würde mir auf Dauer Angst machen“ waren die Kommentare. „Ich bin froh“, so ein weiterer Mitarbeiter, „dass ich wusste, dass ich nach dem Verlassen des Containers wieder etwas sehen werde. Die Hilflosigkeit ohne Sehen ist unglaublich.“ Eine Schutzbrille will eine Produktionsmitarbeiterin zukünftig bei der Arbeit immer tragen, selbst wenn das „Plastikteil“ noch so hässlich ist. 
Ferner gab es am Aktionstand noch die Möglichkeit mit Simulationsbrillen das Sehvermögen zu erleben das durch Augenkrankheiten wie z.B. Grauer Star, Grüner Star, Halbseitenblindheit gemindert ist. Mit einer Dunkelbrille und einem Blindenstock wagten sich einige Mitarbeiter unter Anleitung eines blinden Führers ein paar Schritte zu gehen. Auch verschiedene Hilfsmittel wie z.B. Farbenerkenner oder Geldscheinprüfer die blinde oder sehbehinderte Menschen einsetzen wurden durch die Mitarbeiter des Blinden- und Sehbehindertenverband Württemberg vorgestellt. Manche Mitarbeiter versuchten mit den Fingerspitzen die Punktmuster der Brailleschrift, der Blindenschrift zu ertasten – ohne Erfolg.
Natürlich darf ein Sehtest bei einer Aktion, die unter dem Motto „Auge“ steht nicht fehlen. Mit neuster Technik führte die arbeitsmedizinische Abteilung Sehtests für Interessierte durch. Die Sehschärfe der Kollegen wurde für die Ferne, Nähe, räumliches Sehen, auf Farbsinn und Blendungsempfindlichkeit überprüft. Sollten Mitarbeiter einen Sehtest für einen Führerschein benötigen, wurde die entsprechende Bescheinigung dafür ausgestellt. 152 Mitarbeiter nahmen das Angebot, eines Sehtests, an.

Vielen Dank an alle Beteiligten, besonders Herr Heiler und den Mitgliedern des Blinden- und Sehbehindertenverband Württemberg e.V. der Bezirksgruppe Kreis Heilbronn die uns in ihrer Freizeit bei dieser Aktion unterstützt haben.

Thomas Klauß / SHE, 20.05.2011

Unilever 2011

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